Rassismus im Gesundheitswesen: Fokus Personal

Gestern fand im Landtag eine wichtige Anhörung zum Thema Gewaltschutz für Beschäftigte im Gesundheitswesen statt.

Unsere geladene Sachverständige, Frau Dr. Sidra Khan-Gökkaya, hat dabei den Fokus in ihrer Stellungnahme auf Diskriminierung und Rassismus als spezifische Formen der Gewalt gelegt, die sowohl in der Diskussion als auch mit Blick auf Schutzmaßnahmen bisher wenig berücksichtigt werden.

Dr. Khan-Gökkaya

ist Vorstandsbeauftragte für Migration, Integration und Anti-Rassismus des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und damit die erste in ihrer Funktion bundesweit, die sich in einem Universitätsklinikum mit Fragen rund um eine vielfaltssensible und rassismuskritische Organisationsentwicklung beschäftigt.

In ihrer Stellungnahme hat Dr. Khan-Gökkaya anhand wissenschaftlicher Studien eindrucksvoll belegt, dass Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung keine Einzelfälle darstellen, sondern für viele Beschäftigte im Gesundheitswesen zum beruflichen Alltag gehören. Gerade auch subtilere Formen von Rassismus können in ihrer Häufigkeit zu einer ernsten Belastung für Betroffene werden, die entsprechende psychische Folgen (wie z.B. Burn-Out) mit sich bringen oder auch zum Berufsausstieg führen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Betroffenen mit ihren Erfahrungen häufig allein gelassen werden und Unterstützungsstrukturen weitgehend fehlen.

Dr. Khan-Gökkaya empfiehlt daher eine intersektionale, für Mehrfachdiskriminierungen offene Perspektive und eine diskriminierungskritische Organisationsentwicklung, z.B. anhand niedrigschwelliger Meldewege, Fortbildungen sowie Angebote der Vor- und Nachsorge und des Empowerments für Mitarbeitende.

Dazu Meral Thoms, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Grünen Landtagsfraktion:

„Unser Gesundheitssystem braucht Menschen mit internationaler Familiengeschichte. Jede fünfte Pflegekraft und jede:r vierte Arzt/Ärztin hat aktuell einen Migrationshintergrund. Gleichzeitig sind Fragen rund um Diskriminierung und Rassismus im Gesundheitswesen immer noch ein Tabuthema. Frau Dr. Khan-Gökkaya hat in der heutigen Anhörung den weiterhin hohen Bedarf an Sensibilisierung für die Problematik aufgezeigt und Wege beschrieben, wie wir unsere Beschäftigten besser vor Rassismus und Diskriminierung schützen können. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nimmt hier als verantwortungsvoller Arbeitgeber eine Vorbildfunktion ein. Wenn wir auch zukünftig Menschen mit Migrationsgeschichte im In- und Ausland zur Aufnahme einer Tätigkeit im Gesundheitswesen motivieren wollen, müssen wir als Politik auch ihre Perspektiven und Erfahrungen ernstnehmen und sie in unseren Schutzkonzepten mitbedenken.“

Der Link zur ausführlichen Stellungnahme ist hier zu finden.