Fit für die Zukunft – Gesundheitsämter als Motor für Gesundheitsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit in NRW

28.03.2025 / Meral Thoms, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag NRW, lud zur digitalen Fachveranstaltung über die Zukunft des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Nordrhein-Westfalen.

Im Zentrum stand die Frage: Wie können kommunale Gesundheitsämter als Motoren für Prävention, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gestärkt werden?

Schon zu Beginn betonte Meral Thoms: „Prävention ist der Schlüssel zu mehr Gesundheitsgerechtigkeit – und ein starker, zukunftsfähiger ÖGD ist dafür unverzichtbar.“ Gerade mit Blick auf Klimafolgen, soziale Ungleichheit und chronische Erkrankungen wird deutlich: Der ÖGD muss neu gedacht und nachhaltig aufgestellt werden.

Impulse aus Praxis, Wissenschaft und Politik

Dr. Max Skorning, Leiter des Gesundheitsamts Düsseldorf, zeigte in seinem Impulsvortrag auf, dass Deutschland im europäischen Vergleich bei Lebenserwartung und vermeidbarer Sterblichkeit nur im Mittelfeld liegt – trotz der höchsten Gesundheitsausgaben Europas. Auch wenn der Pflegemangel hierzulande weniger stark ausgeprägt ist als anderswo, sieht er dringenden Handlungsbedarf: Mehr Effizienz, bessere Zusammenarbeit, verstärkte Prävention – das seien die zentralen Hebel für ein zukunftsfestes Gesundheitswesen. Zudem benannte er Einsamkeit, Sucht und Klimaanpassung als wichtige gesundheitspolitische Aufgaben der kommenden Jahre.

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Prof‘in. Dr. Dagmar Starke, Leiterin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, richtete den Blick auf das „Gesundheitsamt der Zukunft“. Sie hob die Fortschritte durch Digitalisierung hervor, warnte aber davor, dass Technik allein nicht reiche – auch die Mitarbeitenden und Bürger*innen müssten in der Lage sein, sie sinnvoll zu nutzen. Neben der Rolle der Gesundheitsämter in der Klimakrise, bei Armut und Sucht sprach sie sich für den Abbau von Stigmatisierung und für mehr Dialoge zwischen Ämtern, Bevölkerung und politischer Entscheidungsebene aus. In ihrer Vision übernehmen die Gesundheitsämter künftig eine noch stärkere koordinierende Rolle.

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Dr. Emanuel Wiggerich, Vorsitzender des Landesverbands der Ärztinnen des ÖGD in NRW, machte deutlich, dass der ÖGD sich nicht auf Einzelpersonen, sondern auf die Bevölkerung als Ganzes konzentriert – das unterscheidet ihn grundlegend von der Individualmedizin. Er stellte die Bedeutung einer stärkeren Vernetzung heraus: Gesundheitsämter sollten künftig noch intensiver mit Krankenhäusern, niedergelassenen Ärztinnen, dem Katastrophenschutz und Kostenträgern zusammenarbeiten. Nur so könne ein modernes, krisenfestes Gesundheitssystem entstehen. Auch die Zukunftsfähigkeit des ÖGD als Arbeitgeber war ihm ein zentrales Anliegen: Damit Gesundheitsämter qualifizierte Mitarbeitende gewinnen können, müssen sie sich als moderne, attraktive Arbeitgeber weiterentwickeln.

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Politik in der Verantwortung: Novelle des ÖGD-Gesetzes in NRW

Die Diskussion zeigte klar: Die Erwartungen an die Gesundheitsämter wachsen. Meral Thoms verwies in ihrem Ausblick auf die anstehende Novellierung des Gesetzes über den Öffentlichen Gesundheitsdienst in NRW. Ziel ist ein modernes Leitbild für die kommunalen Gesundheitsämter, das über klassische Überwachungsaufgaben hinausgeht. Dazu zählen u. a.:

  • Förderung von Gesundheitskompetenz
  • Gestaltung gesunder Lebenswelten
  • Berücksichtigung von Klimafolgen und Entwicklung regionaler Anpassungskonzepte
  • Stärkere Koordination und sektorübergreifende Zusammenarbeit

Um das zu erreichen, braucht es nicht nur rechtliche Grundlagen, sondern auch stabile Finanzierung, ausreichend Personal und digitale Arbeitsprozesse. Die Grünen im Landtag NRW setzen sich deshalb dafür ein, dass der Pakt für den ÖGD verstetigt wird – damit befristete Stellen erhalten bleiben und die Gesundheitsämter langfristig handlungsfähig bleiben.